Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Diese Worte Jesu am Kreuz machen das ganze Elend des Karfreitags aus: Gottferne! Ist der, auf den ich mein Leben gesetzt habe, noch in meiner Nähe, auch wenn ich ihn nicht mehr spüre? Dieses Gefühl ist nicht auf den Karfreitag festlegbar. Es ist eine Erfahrung, die jeder und jede von uns macht: Wo ist dieser Gott beim Tod eines lieben Menschen; wo ist er, wenn ein junger Mensch stirbt oder eine mit dem Tod endende Diagnose erfährt? Wo ist Gott, in den Kriegsgebieten von Syrien, wo Tag für Tag Menschen abgeschlachtet werden? Wo ist er, wenn ich nicht mehr weiter weiß mit meinem Leben und mir jedwede Perspektive fehlt? Aus! Ende! Wo bleibt da der gute Gott, der Barmherzige?
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Diese Erfahrung macht auch Jesus selbst. Für einen Augenblick scheint die Beziehung zu seinem himmlischen Vater zu reißen abzubrechen. Auch in ihm wird es dunkel und kalt. Das Sterben am Kreuz als Höhepunkt seines irdischen Scheiterns?! Aus? Ende?
Den Karfreitag begehen heißt, diesen Augenblick der absoluten Dunkelheit auszuhalten und mit Jesus unter diesem Kreuze zu stehen. Mittragen und ertragen uns solidarisch zu zeigen, um dann zu erfahren, dass es noch ein weiteres Wort geben kann: Vater, in deine Hände, lege ich meinen Geist! Auch, wenn ich dich nicht spüren kann, weiß ich, dass du da bist und mich umfängst. Deshalb, kann ich alles, was mich ausmacht, mein Scheitern, meine Dunkelheit, meine Gottferne in Deine Hände legen und darauf vertrauen, dass Gottes Hände gute Hände sind.
Fastenkalender 2018, Peter Jansen, Velbert